Ein kleiner Infekt macht es notwendig, früh aufzustehen und zum Arzt nach Grand Anse zu fahren. Ohne Termin verläuft das ganze trotzdem unspektakulär und schnell: 15 Minuten Wartezeit, 5 Minuten Untersuchung, ca. 40 € und ein Rezept für Antibiotika, einzunehmen zweimal täglich sieben Tage lang. Das Rezept wird in Mitchell’s Pharmacy eingelöst. Ungewöhnlich ist, dass auch wirklich nur 14 Tabletten über den Tresen gehen. Ohne Beipackzettel, der Packung entnommen und zurechtgeschnitten. Eigentlich eine gute Idee. Liegt doch der Rest sowieso nur rum.
Nachdem wir so früh schon unterwegs sind, entschließen wir uns spontan weiter nach St. George’s zu fahren. Kaum am Busbahnhof ausgestiegen, treffen wir aus Rhandy „Touristguide No. 1“. Eigentlich wollen wir keine Besichtigungstour machen, aber nachdem Rhandy uns zum Gewürzmarkt geführt hat und dabei auf so interessante und nette Art und Weise erzählt, lassen wir uns spontan darauf ein. Genau wie auf den Kauf von ein paar einheimischen Gewürzen und Kakaokugeln.
Weiter geht es steil nach oben, vorbei an einer der drei von Hurrikan Iwan 2004 zerstörten Kirchen. Die einzige Kirche, die wieder aufgebaut wurde, ist die katholische. Rhandy vermutet, dass die schottische „Presbyterian Church“ wohl mangels genügend Schotten auf der Insel nicht wieder aufgebaut werden wird.
Überhaupt hat die katholische Kirche auf der Insel einen starken Einfluss. Als wegen der Vielzahl der Touristen aus den USA nahe des Kreuzfahrtterminals der Bau eines Casinos geplant wurde, hat die katholische Kirche ihr Veto eingelegt: Bingo und Lotto seien genug an lasterhaftem Glücksspiel. Das Casino wurde nicht gebaut.
Oberhalb St. George’s steht das Fort George, das von den Franzosen als Fort Royal erbaut und in den Kolonialkriegen letztendlich an die Engländer fiel und nach König George III. benannt wurde. Alte englische Kanonen zeugen noch von dieser Zeit.
Von hier aus hat man den besten Ausblick über die Bucht, Stadt und Umgebung.
Allerdings war Fort George in der jüngsten Vergangenheit auch Schauplatz der Hinrichtung des Ministerpräsidenten Maurice Bishop und zahlreicher Mitglieder des Kabinetts durch Soldaten am 19.10.1983. Neben einer Gedenktafel erinnern die Einschusslöcher an diesen Tag, an dem noch weit mehr Menschen ums Leben kamen, in dem sie versuchten, sich durch den Sprung über die Mauer zu retten. Der innerparteilich organisierte Putsch wurde durch die Invasion US-Amerikanischer Truppen beendet.
Vom Fort George geht es runter in den Carenage genannten Innenhafen – natürlich nicht, ohne ein gemeinsames Foto mit Rhandy.
Nachdem wir uns von Rhandy verabschiedet haben, machen wir uns auf einen langen Fußweg ums Hafenbecken, um zum Männerparadies „Island Water World“ zu laufen. Hierfür geht der Skipper meilenweit. Vorbei am Firedepartment und entlang der Carenage.
Da wir den Ausflug nicht geplant haben, ist der Skipper ohne adäquate Kopfbedeckung unterwegs. Natürlich rächt sich das sofort und so sitzt Reinhard nach unserer Rückkehr mit einem Coolpad auf dem Kopf im Cockpit. Fotos von diesem Ereignis waren leider nicht gestattet.