Freizeitaktivitäten

 

Man könnte ja meinen, dass mehrere Monate auf ein und derselben Insel in ein und derselben Marina langweilig würden. Aber weit gefehlt. Wie schon mal erwähnt, gibt es jeden Morgen um 7:30 Uhr auf dem VHF-Kanal 66 die aktuellen „social activities“. Eine dieser Aktivitäten ist die donnerstägliche Cooking-Class mit Esther und Omega in der True Blue Marina.

Seit Wochen schon planen wir den Ausflug, aber immer kam etwas dazwischen. Letzten Donnerstag nun war es soweit. Die „Le Phare Bleurers“ machen sich auf den Weg.

 

Die „Le Phare Bleurers“
Die „Le Phare Bleurers“

 

Wir haben davon gehört, dass es sich bei der Cooking-Class nicht um einen Kochkurs handeln würde, bei dem man selbst kocht, aber sich die Teilnahme auf jeden Fall lohnen würde. Und so ist es auch: Die beiden Damen

 

Esther und Omega (von re. nach li.)
Esther und Omega (von re. nach li.)

 

liefern mit ihren Streitgesprächen über die richtige Zubereitungsweise eine bühnenreife Show. Und besonders erfreulich ist, dass Esther uns eröffnet, sie habe heute keine Lust zum Kochen. Diesmal sollten wir doch Bitteschön mitarbeiten. Und so werden Hühnerbrüste, die von Riesenhühnern stammen müssen, mit Taschen zum Füllen versehen

 

Beth und die Hühnerbrust
Beth und die Hühnerbrust

 

und mit Callaloo, eine Elefantenohrartige Grünpflanze die geschmacklich und von der Faser sehr an Spinat erinnert, gefüllt. Dazu noch ein Kochbananensalat und fertig ist das Gericht. Wie bei einer Kochshow üblich, haben die Damen schon mal etwas vorbereitet.

 

Callaloo Chicken „n“ Nutmeg Sauce mit Ripe Plantain Salad
Callaloo Chicken „n“ Nutmeg Sauce mit Ripe Plantain Salad

 

Einfach „total lecker“.

 

Am Samstagmorgen geht es um 9:45 Uhr los ins National Stadium. Um 11:00 Uhr soll hier der Kinderkarneval starten und da Robin (9) und Gwen (12) von der SY Mickbeth die Möglichkeit haben, hier in typisch karibischen Kostümen (in dem Fall als Korallen) mitzulaufen und uns auch die anschließende Steelbandcompetition der Juniorklassen interessiert, schließen wir uns gemeinsam mit zwei weiteren Crews an.

Beunruhigend finden wir die Wetterprognosen des Tages: 30 Grad Celsius bei 94% Luftfeuchtigkeit. Stimmen Wetterprognosen auch selten, diese trifft zu. Und so schwitzen wir vor uns hin. Und warten. Und warten. Und warten. Ich mache schon Scherze, dass es wohl 15 Uhr werden wird – nicht ahnend, dass ich damit gar nicht so schlecht liege.

Immerhin haben wir die Möglichkeit, frühzeitig ins Stadion zu kommen und einen Schattenplatz zu ergattern. Für Essen und Trinken ist auch gesorgt. An einem Stand erstehen Reinhard und ich ein Beef-Roti. Ein Roti ist eine Art mit Kartoffeln und Currysauce gefüllter Pfannkuchen, den es meistens als Chicken-, Beef- oder Conch-Roti gibt – eine ziemlich sättigende Zwischenmahlzeit.

Unglücklicherweise gibt es Chicken-Roti meistens nur mit kleinen Knochen im Fleisch. Die Einheimischen sollen es sehr mögen, auf diesen Knochen rumzukauen. Und die Reaktion auf meine Frage nach boneless Chicken-Roti bestätigt das. Auf sehr charmante aber deutlich „Kostverächter“ zum Ausdruck bringende Art wird uns das Beef-Roti ans Herz gelegt. Keine schlechte Wahl und vor allem ohne Knochen.

Damit sich die wartenden Zuschauer nicht zu sehr langweilen, werden sie mit Socamusik vom Feinsten unterhalten, natürlich in gewohnter Karibiklautstärke, die einem startenden Jumbojet entspricht. Unterhaltung quasi ausgeschlossen.

Um 13:00 geht das Spektakel endlich los. Allerdings anders, als wir es wohl alle erwartet haben. Zweimal zehn Gruppen sind am Start. Die ersten zehn scheinen immer das gleiche aufzuführen. Es wird durcheinander getanzt und gehüpft. Unmengen von Babypuder werden in die Luft geworfen und ein oder zwei der Tänzer singen irgendetwas dazu. Für uns unterscheiden sich die Gruppen nur durch die Kostüme, die überraschend schlicht sind. Aber die Jury schreibt eifrig was auf und jede Gruppe ist eine gefühlte Ewigkeit auf der Bühne. Der nächste Teil wird dann deutlich bunter und entspricht von den Kostümen her schon eher unseren Vorstellungen, z.B. als Eis verkleidete Kinder.

 

Eisprinzessin
Eisprinzessin

 

Die Abfolge ist auch hier immer gleich: Erst die beiden Hauptfiguren, dann die große Tanzgruppe hinterher. Jede einzelne Gruppe verkörpert ein anderes, diesmal für uns erkennbares, Thema. Z. B. den heißen Sommertag (die Eiskostüme), die Seefahrer von Grenada oder die Gruppe, in der Gwen und Robin auftreten, das Meer und seine schützenswerten Bewohner. Die beiden sind als Korallen verkleidet und kurz vor einem Hitzschlag und, wer hätte es gedacht, sind ziemlich genau um 15:00 Uhr auf der Bühne.

 

Tanzende Korallen
Tanzende Korallen

 

Der Wettbewerbscharakter, den Karneval hier deutlich hat, kommt durch die Aufführungen auf der Bühne und die davor sitzenden drei Juroren klar zum Ausdruck. Insofern liegt der Fokus weniger auf der Präsentation für die Zuschauer und der Stellenwert des Karnevals schon für die Kleinsten ist deutlich zu erkennen.

 

Länger halten wir es aber trotzdem nicht im Stadion aus. Die Temperaturen und die durchgeschwitzte Kleidung zehren an uns. Ganz Touristen wollen wir nur noch in den Pool.

Bei unserer Rückkehr müssen wir dann feststellen, dass dieser wegen einer Hochzeitsfeier im dazugehörigen Restaurant „The Deck“ geschlossen ist. Aber wofür liegen wir in einer Marina mit sauberem Wasser. Mit mehreren Crews tummeln wir uns kurzentschlossen im äußeren Hafenbecken.

Ursprünglich mit einem Drink hierhin gelockt, wird eine Idee geboren: Reinhard schlägt vor, von Boot zu Boot zu kraulen und überall ein Glas zu trinken. Der Vorschlag wird sofort aufgegriffen und, ohne es zu wissen, wird so der erste „Boat-Crawl“ von ihm erfunden. Wir verabreden uns für Montag um 13:30 Uhr auf „Mickbeth“ als Startschiff.

Aber natürlich muss das ganze noch ein bisschen Rahmenprogramm haben und so entschließt sich Reinhard, die Veranstaltung mit einem „Rescueboat“ zu begleiten. Eine Absicherung ist bei so einer Veranstaltung immer erforderlich. Ein kurzes Brainstorming mit „Mickbeth“ ergibt, dass das Rescueboat auch gleich den Beginn einleiten soll.

So kommt es, dass ich um 13:25 Uhr Reinhard im Dinghy sitzend und Akkordeonspielend durch das Hafenbecken ziehe. Sechs Crews (14 Personen) nehmen teil. Überall gibt es ein Getränk und einen Imbiss und auf jedem Boot wird ausgewürfelt, wohin wir als nächstes schwimmen. Außerdem wird auf jedem Boot eine (für die meisten von uns unlösbare) Trivial-Frage gestellt.

 

Beginn auf „Mickbeth“
Beginn auf „Mickbeth“

 

"Rescueman“
„Rescueman“

 

Mit unterschiedlichsten Wasservehikeln, von der Luftmatratze über das Stand-Up-Paddel bis hin zum Kajak geht es durch das Hafenbecken. Und Reinhard muss natürlich auch mitgezogen werden. Zu meiner großen Freude entbindet mich Lynn gleich von meiner Aufgabe und schleppt Reinhard den Rest des Nachmittags ab.

 

„Schlepperin"
„Schlepperin“

 

Wie es der Zufall will, sind wir als letztes Boot an der Reihe. War ja irgendwie klar. Spontan entscheidet sich dann noch eine weitere Crew uns einen Drink zu spendieren und rückt mit einer großen Mischung Cola-Rum an. So bleiben wir also für zwei Runden bei uns. Vier weitere Teilnehmer des „Boat-Crawls“ sind übrigens auf dem Bild nicht zu sehen, weil sie direkt mit mir auf einer Höhe sitzen.

 

Ende auf „FindUs“
Ende auf „FindUs“

 

Es war mit Abstand die bislang witzigste Unternehmung unserer Reise.