Nachdem Svenja an Bord war und wir die maritimen Ersatzteile – wie Propeller für Außenborder, elektr. Seekarten, Garantie AIS-Austauschgerät u.a. – mit Hilfe eines Agenten beim Zoll ausgelöst hatten, galt es zunächst Svenja, die uns in ihren Semesterferien besuchte, ein wenig mit Grenada und St. George’s vertraut zu machen.
Bei bestem Wetter an und für sich keine besondere Aufgabe, wenn nur die Hitze nicht wäre. Wir nutzten den Shuttle-Service unserer Hotel und Hafen Anlage „Le Phare Bleu“, lagen aber auch faul am Swimmingpool herum oder erkundeten die Buchten mit Kajaks, die ein Pedal-Flossen-System hatten.
Dann tauchte plötzlich eine Hurrikanwarnung auf. Die später mit „Matthew“ als 13. benannte tropische Depression hielt genau auf Grenada zu, zog dann aber doch mehr über Barbados, St. Lucia, Martinique und nordwestlich vorbei und entwickelte sich zum kapitalen Hurrikan, der über die ABC-Inseln und die Küstengebiete von Venezuela und Kolumbien zog.
In unserem Hafen, der den Hurrikanvorschriften entspricht und für solche Fälle mit riesengroßen Grundschrauben, Ketten und zusätzlichen Mooring-Betongewichten ausgerüstet ist, wurden entsprechend dem Sicherheitsplan die Maßnahmen abgearbeitet. Die Cruiser wurden mit je einem Leerplatz auf großen Abstand an die Leeseiten der Stege gebracht. Dabei wurde uns auch klar, warum der Hafen im Sommer nur zur Hälfte belegt sein kann. Größere Schiffe und Katamarane wurden an Spezialplätze gebracht, alle Boote mit dem Bug in Haupt-Windrichtung gedreht, jeweils doppelte Vorleinen ausgebracht und Springs befestigt, achtern waren jeweils zwei Mooringketten/-Leinen zu befestigen, alle Segel und Biminis sowie Sonnensegel mussten abgebaut werden. Die Sicherheits- und Notmaßnahmen wurden uns auf einem Meeting aller Cruiser anschaulich vom Hafenbesitzer vermittelt. Die Hafenbeschäftigten halfen bei allen Arbeiten und verholten die Schiffe entsprechend.
Alle Crews mussten entscheiden, ob sie an Bord bleiben wollten oder die Sicherheitsräume der Anlage aufsuchen wollten. Einige zogen sogar in die freien Villen der Anlage an.
Wir hatten also viel Arbeit, die zugleich sehr lehrreich war. Wir erfuhren viel über sinnvolle Verhaltensweisen und Techniken. Unser Schiff musste trotz Leerplatz noch zusätzliche 5m seitlich verholt werden, damit die Masten sich beim Schaukeln nicht verhaken konnten.
Da die Wettervorhersage für die Nacht allenfalls einen Sturm vorhersagte, entschieden wir uns für die Übernachtung im Schiff. Soweit alles klar. Am Abend gab es noch eine große Potluck Party auf dem Seitensteg, initiiert durch die Hurrikan erprobten Segler aus Florida. Es soll jedoch nicht verschwiegen werden, dass einige „Sonntagssegler und Karibik-Inselhüpfer“ versuchten, ihre Besorgnis und Ängste durch Überaktivitäten zu überspielen.
Nachts wurde es dann zwar ungemütlich, aber wir fühlten uns sicher. Viermal musste Reinhard allerdings raus: Mooringleinen bei Niedrigwasser nachspannen, Wasser aus der Bilge entleeren, das durch den Mast kam, eine Spreize für das Vorderluk sichern und die Einstiegsleiter nachsichern.
Am Morgen ließen die Gewitter mit reichlich Regen und der Wind nach. In Böen hatten wir zwar einige größere Puster, aber alles blieb doch recht harmlos in dem von Hügeln umrandeten Hafen. Allerdings hörten wir später, dass in der benachbarten Bucht ein ankerndes Schiff auf Grund slippte und die Windgeschwindigkeiten wohl größer waren.
Zwei Tage später galt es, alle Schiffe wieder an ihre alten Plätze zu bringen und wieder aufzurüsten.
Wir haben sicherlich auch Glück gehabt, andere Crews und die Bewohner der Inseln weiter nördlich und westlich in der Karibik hat es dafür hart erwischt.