Ab nach Menorca

Morgenstimmung

 

Wir verlassen Cala Ratjada morgens um 7:15 Uhr, um zur „großen Überfahrt“ nach Menorca zu starten. Es liegen knappe 60 sm vor uns und wir möchten gerne im Hellen ankommen. Allerdings trauen wir uns nicht, vor Sonnenaufgang zu starten, da wir schon mehrere Berichte über die schlecht sichtbaren und unbeleuchteten Fischernetze gehört haben. Und tatsächlich: In der Ferne ist eine winzig kleine Erhebung auf dem Wasser auszumachen, die sich beim Näherkommen als schwimmendes „Bäumchen“ auf einer Tonne entpuppt.

 

Was schwimmt denn da?

 

Auch eine Möglichkeit, die Fischernetze zu markieren. Bei Gegenlicht allerdings schwer zu erkennen und die ersten Meilen scheinen die Tonnen wie auf einer Perlenschnur aufgezogen genau auf unserem Kurs zu liegen. Aber das ist auch schon alles, was unseren Segeltag trübt.

Sind wir noch bei 0 Beaufort gestartet, so hat um 10:00 Uhr das Motoren ein Ende und wir können bei südöstlichen Winden von 3-4 Beaufort mit Groß und Fock segeln. Die Sonne scheint und die See ist ruhig. Ein herrlicher Segeltag, wie wir ihn so schon lange nicht mehr hatten. Die Stimmung an Bord ist ausgelassen, als wir an einem ziemlich großen Meeresbewohner vorbei segeln.

Ich glaube zuerst, mich getäuscht zu haben. Das wird doch wohl kein Wal sein? Beim nächsten Artgenossen erhaschen wir schon ein besseres Bild und als wir nach kurzer Zeit das dritte Exemplar sehen, haben wir einen Verdacht, den uns Google später bestätigen wird. Es sind Mondfische, die sich gerne kurz unter der Wasseroberfläche sonnen. Sehr groß, aber vollkommen harmlos.

Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 6,2 Knoten sind wir zügig unterwegs und als wir in Landnähe dank mobiler Daten den Wetterbericht für die nächsten Tage abrufen können, mache ich Reinhard den Vorschlag, den Stopp auf Menorca auszulassen und gleich nach Toulon weiter zu fahren. Die zusätzlichen 210 sm sollten bei der neuen Wetterprognose gut zu schaffen sein. Doch so richtig begeistert ist der Captain nicht und er traut auch dieser neuen Wettervorhersage, die plötzlich ein Wetterfenster für die Überfahrt nach Frankreich abbildet, nicht so richtig.

Auch nicht schlimm, schließlich habe ich die Törns, die einen innerhalb eines Tages an ein neues Ziel bringen, in den letzten Jahren vermisst. Außerdem macht Menorca von See her einen schönen Eindruck, als wir zwischen der Südspitze und der Ill de l’Aire hindurchsegeln.

 

Leuchtturm Illa de l’Aire und Punta Prima

 

Anschließend geht es noch 3 sm die Ostküste hinauf, bevor wir in den Hafen von Mahon bzw. Maó, wie der Ort auf katalanisch heißt, einlaufen. Nach Sydney ist es der zweitgrößte Naturhafen der Welt. In dem fjordartigen Hafen sind auch mehrere Inseln. Die erste, kurz nach der Einfahrt gelegene, ist die Illa de Llatzeret. Hier wurde 1793 das Lazarett von Maó erbaut, in dem die Schiffe bei der Einfahrt in Quarantäne genommen wurden. Zum Glück müssen wir das nicht befürchten.

 

Illa de Llazeret

 

Da in dem Hafen mehrere Marinas sind, wollen wir zunächst die 3 sm bis zum Ende durchfahren und uns ein Bild von den verschiedenen Marinas machen. Zwar haben Liegeplätze gegenüber der Restaurant- und Kneipenmeile auch ihre Vorzüge, aber nach unseren Erfahrungen auf Mallorca bevorzugen wir ruhige Nächte.

Als wir in der Hafenspitze und den dortigen Plätzen der Marina Menorca ankommen, werden wir gleich von einem freundlichen Marinero in Empfang genommen. Ein Liegeplatz für einige Tage ist kein Problem und so machen wir Findus fest. Beim Einchecken im Marinabüro fragt Reinhard spontan, was denn wohl ein Liegeplatz für längere Zeit kosten würde. Einen günstigen Preis gibt es nur, wenn man für die ganze Wintersaison einen Liegeplatz bucht. Dann aber kostet der Platz monatlich sensationelle 253,- €, also ca. 8,40 €/Tag und zwar inklusive Strom und Wasser. Damit haben wir nicht gerechnet. Selbst der günstige Liegeplatz in Toulon ist 100,- € im Monat teurer.

Wir vereinbaren, uns das Angebot zu überlegen. Bevor wir die Entscheidung treffen, möchten wir uns Menorca genauer ansehen. Es kommt, wie es kommen musste: Wir finden die Insel unglaublich schön. Und auch der Weg in die Altstadt von Maó ist von unserem Liegeplatz nicht sehr weit. Wir haben uns zwar sehr auf Toulon und die südfranzösische Küste gefreut, aber natürlich ist auch in nächster Zeit überhaupt nicht damit zu rechnen, dass wir vernünftiges Wetter für die Überfahrt haben. Reinhard hatte mit seiner Skepsis gegenüber dem Wetterbericht absolut recht. Wären wir meiner spontanen Idee gefolgt, hätten wir kurz vor Toulon richtig schlechtes Wetter erwischt. Und das Warten auf ein Wetterfenster würden wir mit 45,- €/Tag an Liegegebühren bezahlen. So ändern wir erneut unsere Pläne und buchen den Liegeplatz für die Wintersaison in der Marina Menorca. Hier liegen wir nun mit Blick auf die Stadt und finden, dass wir es wahrlich hätten schlimmer treffen können.

 

Winterheimat