Die Zeit rennt. Es ist schon sechs Jahre her, als wir mit FindUs den Heimathafen in Glücksburg mit unserem Motto verließen: Entdecke die Welt! In der Zwischenzeit haben wir mit unserem Schiffchen viele Meere und zwei Ozeane überquert und haben dabei die schönsten Plätze der Welt vom Wasser her kennengelernt. Zudem waren wir auch per Flugzeug mit dem „Round the World – Ticket“ unterwegs. Es war wunderbar. Wir haben zeitweise mit den Einheimischen gelebt und weltweit neue Freundschaften geschlossen.
Doch nicht immer lief alles rund. Einige Male waren wir bedrohlich nah oder mittendrin auf dem Wasser auch dem kriminellen Geschehen ausgesetzt. Mal abgesehen von Diebstählen, setzen einem das Kapern eines Schiffes in gerade mal 200m Abstand mit Geiselnahme und Vergewaltigung, Überfall mit Körperverletzung gerade mal 30 m von uns entfernt oder Tötung eines Crewmitglieds und Schussverletzung des Kapitäns auf einer Yacht auf der Nachbarinsel doch gehörig zu. Wir haben immer besondere Vorsicht walten lassen und Sicherheitsmaßnahmen ergriffen, aber auch Glück gehabt.
Nun haben wir uns die Frage gestellt, wie es weitergehen soll: Zurück in die Heimat geht es auf kürzestem Wege durch Gebiete wie Indonesien, Jemen, Somalia, Rotes Meer und Suez-Kanal. Das ist an und für sich überwiegend Küstensegelei mit einigen Überfahrten. Die weitaus längere Route wäre rund Afrika. Letzteres scheidet sofort aus, da auf diesem langen Weg mit einigen Ausnahmen kaum Sehenswertes liegt. In dieser Zeit könnten wir lieber noch im Mittelmeer segeln bevor es nach Hause geht. Somit kämen wir nach vielen kulturellen Neuerfahrungen auf unserer Reise schließlich wieder in die Wiege unserer europäischen Kultur zurück, wären unseren Familien und Freunden und letztlich auch unserem Gesundheitssystem näher.
Der kürzere Weg birgt aber einige Gefahren in sich. In den anzulaufenden Ländern sind Unruhen oder gar Krieg und auf dem Wasser gibt es Piraterie und Geiselnahme. Mal abgesehen davon, dass dieser Weg bei den Versicherungen unter Ausschluss steht, war und bleibt es bei der aktuellen Lage ein Risiko, diese Route zu nehmen. Zwar ist die Piraterie am Horn von Afrika/Somalia und in der Malakka-Straße/Indonesien zurückgegangen, doch Meldungen über Überfälle und Geiselnahmen gibt es von dort zurzeit immer noch oder schon wieder und neue Gebiete kommen hinzu. Macht es dann Sinn, im Verband mit anderen unterschiedlich schnellen Schiffen im Konvoi zu segeln und darauf zu hoffen, dass die militärische Kontrolle Schutz bietet? Es gibt durchaus Segler, die ohne größere Probleme durchkommen, andere sind zurückgewiesen worden.
Wir haben mit einigen Seglern gesprochen, die ähnliche Gedanken bewegten und die schließlich ihre Schiffe in Tahiti, Australien oder Neuseeland verkauft haben. Das kommt für uns allerdings überhaupt nicht in Frage. Unsere FindUs hat uns sicher sowohl durch Flauten als auch Stürme gebracht und mit uns in den schönsten Lagunen der Welt gelegen. Nun sollen wir das Schiff verkaufen und durch ein anderes im Mittelmeer ersetzen? Das empfinden wir eher als Verrat.
Vor diesen Hintergründen wollen wir nun für Segler einen eher ungewöhnlichen Weg beschreiten. Wir lassen unser Schiff mit einem Frachter verschiffen. Diese Möglichkeit erfreut sich in den letzten Jahren wachsender Beliebtheit.
Zur Vorbereitung des Transportes gibt es noch einiges Aufzuklaren, Abzubauen, zu Sichern und zu Verstauen, denn bei der Überfahrt summieren sich an Deck beim Kurs gegen den Wind die Windstärke (die vielleicht bei 4 Bft. oder mehr liegen könnte) und die Schiffsgeschwindigkeit (die bei rund 15kn liegt und somit ebenfalls 4 Bft. entspricht) auf Sturmstärke.
Unsere FindUs liegt jetzt mit mehreren anderen Yachten, die verschifft werden sollen, im Hafen von Newcastle/Australien und alle Crews warten. Mehrmals ist der Termin leider verschoben worden. Jetzt soll die Verladung voraussichtlich zwischen dem 14.-18. April 2019 erfolgen. Während FindUs hoffentlich sicher auf dem Cargo-Schiff über Singapur Richtung Genua schippert, werden wir die Zeit für einen Heimatbesuch nutzen.