Typisch für Gran Canaria wie auch für die anderen Kanaren sind die Vulkanlandschaften. Trotzdem ist jede Insel anders. Wir fanden auf Gran Canaria nicht nur Schluchten, sondern auch subtropische Vegetation und Oasen, bezaubernde Dörfer an kurvigen Straßen und große Plantagen. Auch auf den Inseln des ewigen Frühlings wird es langsam Sommer. Die Temperaturen pendeln sich bei angenehmen 25 Grad ein, die wenigen Regentage im Süden der Insel sind vorbei.
Karen ist nun wieder in der Heimat und erwartet den Sommer. Ich arbeite weiterhin meine To-Do-Liste ab. Als nächste größere Aktion ist die teilweise Erneuerung der Fensterdichtungen vorgesehen. Neue passende Bettbezüge und Kissen habe ich schon genäht. Auch die Fliegengitter für alle Fenster und Luken sind fertig – dabei gibt es hier kaum Fliegen, Mücken oder Wespen.
Puerto Mogan gilt als schönster Ort Gran Canarias, da das alte Fischerdorf seinen Reiz behalten hat. Bettenburgen gibt es hier nicht, nur zumeist zweigeschossige Häuser. Hier sind hübsche kleine Gassen mit malerischem Ambiente zu finden. Deshalb wird es auch das Venedig von Gran Canaria genannt. Außerdem hat die Gemeinde weltweit eines der gesündesten Mikroklimata, für das die UNESCO den Ort ausgezeichnet hat: sauber, windgeschützt, angenehme Temperaturen, viel Sonne und wenig Niederschlag.
Hier in Puerto Mogan lässt es sich wirklich leben. Geschäfte, Bars, Strand, Restaurants – alles ist in erreichbarer Nähe, das heißt: 50 – 300m. Hoffentlich verlottere ich hier bei diesen paradiesischen Zuständen und süßem Nichtstun nicht.
Gerade als Captain Klaus Trimmer und Captain Jochen Stüermann sich schweren Herzens aufmachten wieder den Flug in die kalte Heimat anzutreten, traf der Überraschungsbesuch vom heimatlichen Club Nautic Glücksburg ein. Gila und Fred inspizierten das Schiff, fanden allerdings keine Mängel, nur einen vom vor abendlichen Abschiedsnehmen noch nicht wieder ganz fitten Captain vor.
Leider regnet es heute Abend und es sind nur 18,6 Grad. Da werde ich doch gleich das DVD-Kaminfeuer anfachen und den mitgebrachten Rum als Grog probieren. Hierbei kann ich die Ausfahrt der Aida Stella beobachten, die mit drei Tut-Tut-Tut sich aus dem Hafen manövriert. Und siehe da, die Wärme ist schon zu spüren.
Der Wetterbericht versprach guten Segelwind mit 4 Bft. aus Nord. Auch die zur Met.Ass. in der Zwischenzeit avancierte Karen von der Basisstation in Alemania übermittelte nach Auswertung der Kanarischen Wetterkarten gute Voraussetzungen für den Tag, allerdings mit Tendenz zur Verschlechterung und gelber Unwetterwarnung. Also nichts wie vorher weg und weiter.
Leider konnte kein Kontakt mit den Flensburger Nachbarn in der Marina Rubicon/Fuerteventura hergestellt werden, wohl aber ein Kurzbesuch bei den Schwiegereltern in Morro Jable getätigt werden.
Als wir um 7.45 Uhr den Leuchtturm Pta. Jandia passieren, schüttet es von oben. Der Kap-Effekt beschert uns die ersten Böen mit 6 Bft. Während Captain Jochen als Stüermann das Schiff auf Kurs hält und Captain Klaus Trimmer fleißig an den Winschen dreht, koche ich als Captain Cook Kaffee, der prompt beim Einschütten sich über die Hand ergießt. Dabei hatte ich doch schon gestern so ein Pech mit der Gräte, die ich mühevoll mehrmals mit Whiskey runterspülen musste.
Bevor der Kurs endgültig steht, muss nur noch das Windrad mit einem Tau gesichert werden, da die serienmäßige Edelstahlschelle im Wellengang gebrochen ist. Jörg hätte das wahrscheinlich stabiler dimensioniert.
Dann endlich nahm der Tag seinen Lauf. Das geflickte Großsegel musste so wie die Genua ein- und ausgerefft werden, da durch den Trichtereffekt zwischen den Inseln der Wind immer wieder kräftig auffrischte und blöde Querseen bescherte. Bei 22,7 Grad und mit tropfendem Schweiß auf der Stirn bereitet ich leckere Baguettebrötchen mit Schinken, Käse, Tomaten und Remouladensoße zu. Nur die Gurkenscheiben purzeln auf den Salonboden. Das haben die Jungs draußen im Cockpit aber nicht mitbekommen, da sie sich auf die kreuzende Schnellfähre konzentrieren mussten.
Beim Kaffeetrinken wenig später im schaukelnden Cockpit tritt der Stüermann dann auch noch auf die ohnehin sehr trockenen Plätzchen, die ich jetzt als Paniermehl weiter verwenden kann. Wenig später steigt eine Welle ein und läuft dem Trimmer von oben in den Halsausschnitt des Overalls. Da lachen sogar die uns begleitenden jungen Delphine im 20 Grad warmen Wasser.
So näherten wir uns dem als gefährlich beschriebenen Las Palmas. Immerhin wurden wir freundlich empfangen und das Einklarieren und die Zuweisung eines Hafenplatzes mit achterlicher Mooringleine verlief zügig. So liegen wir nun neben „Dill“, die von einer Frau gesteuert wird, die aber ganz friedliebend aussieht. Vorsichtshalber wurde trotzdem ein neuer alphabetischer Wachplan nach dem Motto erarbeitet: Zwei passen stets aufs Schiff auf und einer geht in Stadt.
Captain Reinhard Cook, Captain Klaus Trimmer and Captain Jochen Stüermann steuerten von Portimao/Portugal direkt nach Isla La Graciosa/Kanaren.
Die gesegelten 559 sm wurden in 4 1/2 Tagen zurückgelegt. Bei der Überfahrt hielt sich mal wieder das Wetter nicht an die 5-Tagevorschau. Stetige Wechsel von Winden zwischen 3 und 35 kn (1-8 Bft.) und Wasser von oben, von vorn und von der Seite direkt ins Cockpit machten die Fahrt abwechslungsreich.
Während Captain Stüermann dienstbeflissen wie ein begossener Hund in die zweite Nacht fuhr, reichte Captain Cook Tapas ins Cockpit, von denen der schlafende Captain Trimmer nichts abbekam. Der hatte erst am nächsten Tag seinen großen Auftritt, als er ausgebrochene Segelrutscher und Mastschlitten wieder ans Segel annähen musste. Vorher hatte der Trimmer, wahrscheinlich als Rache für die entgangenen Köstlichkeiten, den Captain Cook mehrfach in den Mast beordert, um die verklemmten Dinger wieder zu lösen.
Den Landfall meldete nach zufälliger Sichtung der Stüermann bereits einige Seemeilen vor dem Hafen, den wir im Dunkeln erreichten. Ausgerechnet Captain Cook verweigerte danach seinen Dienst und lud zu einem seiner Kollegen in ein Restaurant ein. Hier wurde der Trimmer für seine hervorragende Flickarbeit mit rosa Krabbeltierchen belohnt.
Alle drei Captains hielten lange aus. Ausgeschlafen gab es am nächsten Mittag ein besonderes Frühstück bei sonnigen 20 Grad im Cockpit. Mal sehen, ob das mit den drei Captains in einem Boot so gut weitergeht.