Wir sind nicht gerade Cineasten und so hängt unser TV-Gerät mit integriertem DVD-Spieler meist unbenutzt als zweifelhafte Dekoration im Salon. Nur die „Kaminfeuer-DVD“ kommt zur Weihnachtszeit zum Einsatz. Den Fernsehempfang von analogen und DVB-T Programmen haben wir Spaßes halber an den verschiedenen Destinationen ausprobiert, zuletzt gab es auf Martinique auf elf verschiedenen Kanälen das selbe Programm: „Sousa“, die lokale Musikversion des Soca. Was für eine Überraschung erleben wir dann in der Bucht von Nuku Hiva. Neun verschiedene Sender, davon einer mit französisch-polynesischem Programm, sieben Sender von Frankreich und, man höre und staune, den deutsch-französischsprachigen Sender „Arte“. Eine Tierdokumentation läuft und zwar auf Deutsch. Auch andere Dokumentationen laufen in unserer Sprache. Ein paar Mal verschönern wir uns den Abwasch des Frühstück-Geschirrs mit laufendem Fernseher. Das war es dann aber auch schon, denn schließlich ist unser Live-Programm interessanter.
Auf der Nachbarinsel Ua Pou gibt es für uns keinen Fernsehempfang. Doch die kleine Nachbarin von Nuku Hiva, auf der mit 2.300 Einwohnern fast genauso viele Menschen leben, wie auf der Hauptinsel, bietet andere Überraschungen.
In der hübschen und gut geschützt anmutenden Bucht von Hakahetau liegen wir vor nadelartigen Felsen. Eine Infotafel klärt uns darüber auf, dass die Nadel in der Mitte erkaltetes Magma ist, das bis an die Oberfläche des Vulkankraters reichte. Der Krater drum herum ist weg gebrochen, das Magma ist stehen geblieben.
Weiterhin haben wir gelesen und gehört, dass es ein sehr gutes Restaurant in dem kleinen Dorf geben soll. Also machen wir uns auf die Suche. Ein guter Anlaufpunkt für Informationen ist immer das örtliche Lebensmittelgeschäft. Der Weg dorthin ist idyllisch.
Im kleinen Laden bekommen wir nicht nur frisches Baguette, sondern auch die Information, wo wir „Pierro“ finden. Wir meinen die Wegbeschreibung verstanden zu haben und auch unser schweizer Anker-Nachbar, den wir auf dem Weg treffen, bestätigt das. Geradeaus, über die Brücke, erste links. Genauso machen wir es und stehen plötzlich ratlos vor zwei Auffahrten zu Privathäusern. Vielleicht doch noch etwas weiter? Der folgende Anstieg führt auch zu keinem Ergebnis.
Wir kehren um und treffen auf zwei freundliche Damen, die uns zu dem rechten Privathaus schicken. Überraschender Weise stellt sich heraus, dass die beiden Zeuginnen Jehovas auf Mission sind, die uns nicht nur in Bezug auf Pierro auf den rechten Weg bringen wollen. Aber als wir freundlich erklären, dass unsererseits kein Interesse besteht, wollen sie uns wenigstens Bananen oder Papaya schenken. Beides haben wir in ausreichender Menge auf Nuku Hiva gekauft und so müssen wir auch leider die Geschenke ausschlagen.
Pierro hat eigentlich gerade geschlossen, aber wir dürfen gerne auf seiner Terrasse sitzen und das Internet nutzen. Für 18:00 Uhr reservieren wir einen Tisch in seinem „Wohnzimmerrestaurant“. Eine Speisekarte gibt es nicht. Vorab wird geklärt, ob wir Fleisch oder Fisch möchten. Fleisch. Entenbrustfilets? Mit Honigsauce von heimischem Honig? Hört sich traumhaft an. Nach dem Preis fragen wir nicht. Auch nicht für die Flasche Rotwein, die wir zum Essen bestellen. Alkohol ist im Geschäft schon unglaublich teuer. Ein Rotwein im Tetrapack der günstigsten Sorte kostet dort schon zwischen 10,- und 20,- €. Was mag da wohl eine Flasche Bordeaux von 2015 im Restaurant kosten? Wir waren schon so lange nicht mehr abends aus, haben seit vielen Wochen keine Hafengebühren bezahlen müssen und finden, dass wir diesen Abend einfach genießen wollen.
Das Essen ist ein Traum. Französische Küche mit polynesischem Einfluss vom Feinsten. Ich könnte jetzt hier in allen Einzelheiten schwärmen, aber ein Bild des glücklichen Captains sagt alles.
Zum Essen gibt es auch englisch-französische Konversation mit Pierro. Wir erfahren etwas über seine Familie, die Bestellung seiner Plantage, vom Leben auf der Insel und einem besonderen Geburtstagsgeschenk: Ein Tag in der Küche mit einem Sterne-Koch.
Nach Vanilleeis mit Sahne naht dann die Stunde der Wahrheit. Die Weinpreise im Kopf und die Qualität des Essens lassen mich mit 24.000,- Polynesischen Franc/CFP (200,- €) rechnen.
Die Überraschungen des Abends sind, erstens dass zwei zusätzliche Gläser Rotwein aufs Haus gehen und zweitens, dass das Essen mit Wein nur 6.600,- CFP (55,-€) kostet und drittens dass das gut bemessene Trinkgeld nicht angenommen wird. Pierro erklärt uns, dass ein Trinkgeld bei seiner Generation in Tahiti nicht üblich sei. Da lässt er auch nicht mit sich reden.
Zum Abschied gibt es noch ein Foto vom Gewinner des letztjährigen Barbecue-Wettbewerbs.
Unsere eigentlich für den nächsten Tag geplante Abfahrt verschieben wir. Ua Pou gefällt uns so gut und …vielleicht könnten wir ja nochmal bei Pierro essen gehen. Eine schlechte Entscheidung.
Bis zu diesem Tag hätten wir, wie viele andere auch, gesagt, dass man in der Bucht von Hakahetau geschützt und auf 12m Tiefe einigermaßen ruhig liegt. Aber schon am späten Nachmittag setzt starker Schwell ein. Auf diese Überraschung hätten wir gern verzichtet. Die Heftigkeit befördert sogar die für den Backofen bestimmten Brotlaibe auf den Boden und nachts werden wir in der Koje hin und her geworfen. Findus zieht trotz Ruckdämpfer mächtig an seiner 60m Ankerkette.
Hier können wir keinen weiteren Tag mehr bleiben, also machen wir uns völlig übernächtigt bei 6 Bft. Wind auf den voraussichtlich vier Tage dauernden Weg zu den Tuamotus.